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Pokémon-(No)-Go auf der Kö: Brücke gesperrt wegen Pokémon-Jäger

Pokémon Go Düsseldorf Brücke
Ja, sind denn alle Gaga geworden? Nein, Pokémon Gogo!

Vor zwei Wochen fiel mir die Veränderung auf der Kö zum ersten Mal auf. Etliche Jugendliche drängten sich vorbei, während sie den Handybildschirm nicht aus den Augen ließen. „Hach, wie gut, dass wir als Kinder keine Smartphones hatten„, war mein erster Gedanke beim Anblick der Generation Z(ombies).

Offensichtlich war es „out“ miteinander zu reden und statt dessen „in“ über Snapchat (eine App, bei der Beiträge nur wenige Sekunden sichtbar sind, ehe sie sich selbst zerstören) und co. zu kommunizieren. So glaubte ich zumindest damals. Von der Spiele-App „Pokémon Go“ hatte ich bis dato noch nie etwas gehört.

Pokémon Go
Pikachu mit Hund. Bei Pokémon Go wird die Welt um virtuelle Pokémons „erweitert“.

Der knuddelige „Pikachu“ ist mir zwar nicht völlig fremd, doch bislang ist der Hype um ihn und seine Pokémon-Brüder stets unsichtbar an mir vorbeigezogen. Schließlich erschienen sie auch erst auf der Bildschirmfläche, als ich dem Kinderkanal bereits entwachsen war. Zuerst 1996 in Form eines Nintendo-Games und dann ab 1997 im TV. Sogar zwölf Kinofilme sind den japanischen Fantasiefigürchen inzwischen gewidmet worden.

Dann kam der 13. Juli – der Tag, an dem die kostenlose App Pokémon Go für Android Smartphones und iPhones erhältlich war. Über 75 Millionen Menschen weltweit haben sich das Spiel in den ersten 19 Tagen heruntergeladen und befinden sich seitdem in Pokémania. Was das Besondere daran ist? Bei keiner anderen Gaming-App wurden Wirklichkeit und Virtualität so gekonnt miteinander verbunden wie das bei „Pokémon Go“ der Fall ist. Augmented Reality nennt sich diese neue Form der computergestützen Erweiterung der Realität.

Pokémon-(No)-Go auf der Kö-Brücke

Seit Tagen schon konnte man beobachten, wie die Girardet-Brücke inmitten der schönen Königsallee immer voller und voller wurde. Bevorzugt Teenies, aber auch Erwachsene blieben plötzlich mitten auf der Brücke stehen und starrten ihr Smartphone an. Schließlich sah sich Oberbürgermeister Thomas Geisel gestern tatsächlich gezwungen dem Andrang der Zocker nachzugeben und die Brücke aus Sicherheitsgründen zu sperren. Wer will schon einen Pokémon-Jäger auf der Autoscheibe kleben haben?

Pokémon Go Düsseldorf
Jannick (Mitte) spielt Pokémon Go gemeinsam mit seinem Freund Julius (links) und Freundin Linn (rechts).

Mir erscheint das Ganze immer noch sehr abstrus, weshalb ich mir selber ein Bild von der Lage machen möchte. Was bringt tausende von Menschen dazu auf ein- und derselben Brücke stundenlang rumzustehen?

„Pokémon war ein Teil meiner Kindheit. Das macht das Spiel für mich besonders interessant“, erklärt mir Teen Jannick seine Faszination für das Spiel. „Und hier auf der Brücke gibt es gleich vier Stops, wo man alle 5 Minuten z.B. Pokémon-Bälle kriegt, mit denen man Pokémons fangen kann.“ Aha, die Girardet-Brücke ist also eine Art heiliges Mekka für Pokémon-Anhänger.

Pokémon Go Düsseldorf
Steffen (rechts) ist extra aus Tönisvorst angereist. Freund Marvin aus Kempen.

Das kann Steffen nur bestätigen, der extra aus Tönisvorst angereist ist, um hier möglichst viele Monster einzufangen: „Vier Stops sind wirklich sehr ungewöhnlich. Man findet viele Pokémons, die man sonst nur sehr selten findet.“ Dreißig Stück hat der 20-Jährige bereits eingefangen, doch das reicht ihm noch lange nicht.

Man sollte es erst ausprobieren, ehe man darüber urteilt“, rät die 35-Jährige Sabrina, die die Skepsis der anderen sehr gut nachvollziehen kann. „Das Spiel ist einfach revolutionär, da es die Realität mit dem Fiktiven verbindet und außerdem den Jagdinstinkt anregt.“ Sie findet besonders gut, dass kein Pokémon jemals stirbt, sondern im Kampf lediglich verwundet werden kann.

Pokemon go düsseldorf Königsallee
Sabrina und Dominik beim Pokémon-Sammeln. Beide sind überzeugt davon, dass der Hype bald abnehmen wird.

Der Sinn des Spiels ist mir allerdings immer noch nicht ganz klar. „Den hat es für mich absolut nicht. Das ist jetzt die Anfangseuphorie. Ich gehe mal davon aus, dass ich mein Handy in 14 Tagen nicht mehr anfassen werde.„, erzählt Sitznachbar Dominik. Das wollen wir mal gemeinsam hoffen.

Doch wer glaubt, Pokémon Go würde die Menschen separieren, der hat es noch nicht aus der Sicht eines Spielers betrachtet: „Pokémon Go verbindet. Man hat direkt einen Aufhänger im Gespräch mit Gleichgesinnten.“ Ahhhh ja.

Übrigens wurde Pokémon Go gemeinsam von Nintendo und dem Google-Start-up Niantic Labs entwickelt. Niantic-Chef Johan Hanke ist außerdem der Gründer von Keyhole Inc., die weltweit Daten für Google Maps, Earth und Streets gesammelt hat und sogar von einer CIA-Stiftung namens IN-Q-Tel gesponsert wurde. Ob die Daten-Flut der Pokémon Go-Spieler ebenfalls zur kartographischen Erschließung des Planeten genutzt wird, scheint daher mehr als wahrscheinlich.

Nützliche Links zu Pokémon Go

 

 

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Klaudija Paunovic

Hier schreibe ich mit Herzblut über alle Themen, die mich interessieren. Schon als Jugendliche schrieb ich für die Schülerzeitung. Es folgte die freie Mitarbeit bei Tageszeitungen wie Express und Rheinische Post. Und auch heute noch fröhne ich meiner Schreibleidenschaft auf diesem Blog. Wenn du mehr über mich erfahren möchtest, gibt es hier noch mehr Infos: »Mehr über mich«

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