Kolumne

Lieber allein allein, als zweisam einsam

Wer Single ist, kennt das folgende Phänomen aus erster Hand. Egal, wie kuschelig man es zuhause auch haben mag, der Drang in der großen weiten Welt sein Glück zu suchen schmeißt einen regelmäßig von der Coach. Und so wird das traute Heim halt gegen einen Trip allein durch den nächtlichen Großstadtdschungel eingetauscht. Denn das Risiko sich in angesagten Bars und Clubs im Kreise zu drehen ist wesentlich geringer als zuhause dem Gedankenkarussel zu erliegen. Schließlich bedeutet allein zu sein, noch lange nicht einsam daheim zu sitzen. Seinen mangelnden Beziehungsstatus kann man ebenso im Kreise seiner liebsten Nachtschwärmerinnen beklagen.

Dank Gleichberechtigung in der Arbeitswelt dürfen Single-Frauen länger denn je ihre Ansprüche an den Traummann aufrecht erhalten. Da ist es völlig normal nach hunderten von Dates weiterhin allein durch die Gegend zu gondeln und eine imaginäre Wunschliste zu führen, die in etwa so lang ist, wie die Sonne von der Erde entfernt. Geduld ist daher eine Tugend, die für echte Diven geradezu überlebenswichtig geworden ist.

„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ gilt heutzutage nur noch für biologisch tickende Zeitbomben, die sich jeder Pappnase an den Hals werfen. Ansonsten ist keine Frau unbedingt scharf darauf gefühlsmäßig in den Armen eines Notstopfens zu versauern. Zumal für Einsamkeit dasselbe wie für Freude gilt: Geteilte Einsamkeit ist doppelte Einsamkeit. Da kann man auch gleich seine Katze schmusen, die Kuscheldecke aus dem Speicher kramen oder Erotik-Spielzeug im Internet bestellen. Alles um Meilen besser, als freiwillig auf was „Besseres“ zu verzichten. Und damit ist nicht etwa ein dickeres Portemonnaie gemeint, wie böse Zungen Luxus-Weibchen gerne unterstellen, sondern jener zwischenmenschliche Zauber, der sich entweder einstellt oder nicht. „Auf den ersten Blick“ wäre vermutlich leicht übertrieben, aber immerhin möglich. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass man erst nach einer Handvoll Rendezvous sicher weiß, auf welcher Welle sein Gegenüber wirklich schwimmt.

Um zu verhindern, dass Hormone, wie Oxytocin, Dopamin und Co. Bindungsgefühle entstehen lassen, bevor man auch nur den Vornamen seines Spezi kennt, empfiehlt es sich in der Kennenlernphase Intimkontakt tunlichst zu vermeiden. Klingt verdammt altmodisch, ist aber immer noch besser als den Ruf einer Nymphomanin inne zu haben. Dieser lässt sich nämlich schwerer wegkriegen als die Katzenberger aus dem TV. Außerdem haben sexuell aufgeklärte Menschen schon lange begriffen, dass man automatisch zur Nummer Eins im Bett wird, wenn man die erste Geige im Herzorchester seines Partners spielt. Also sind wir wieder beim Thema angelangt: Lieber allein allein, als zweisam einsam.

Vielleicht verhält es sich mit der Wartezeit auf Mr. Big ebenso wie mit der Vorfreude auf den Weihnachtsmann. Je intensiver man daran glaubt, umso mehr lässt sich die Zeit davor im Hier und Jetzt genießen!  

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Klaudija Paunovic

Hier schreibe ich mit Herzblut über alle Themen, die mich interessieren. Schon als Jugendliche schrieb ich für die Schülerzeitung. Es folgte die freie Mitarbeit bei Tageszeitungen wie Express und Rheinische Post. Und auch heute noch fröhne ich meiner Schreibleidenschaft auf diesem Blog. Wenn du mehr über mich erfahren möchtest, gibt es hier noch mehr Infos: »Mehr über mich«

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