iBook mit Herz
Seit kurzem besitze ich ein Ibook mit G4 Prozessor. Diejenigen unter Euch, die sich in Sachen Technik advanced auskennen, können mit solcherlei Firlefanz zumindest ein wenig beeindruckt werden.
KnowHow hin oder her- Fakt ist, dass ich eine sehr emotionale Bindung zu diesem Gert aufgebaut habe, was sicherlich auch mit den intimen Details zusammenhängt , die ihm anvertraut wurden. Aufjedenfall lag mir heute der Sinn danach mich an einen der schönen und stillen Orte Düsseldorfs zu begeben, von denen aus ich an meinem Laptop zu hantieren gedachte. Eine an für sich schöne Idee, wenn es nicht die Premiere für ein solches Unterfangen gewesen wäre.
Ich packte das Ibook in eine gefütterte Tasche und stieg auf mein Rad. Und wie ich so dahinfuhr, überkamen mich plötzlich Gedanken an einen Unfall, in dessen Verlauf sich mein unentbehrlicher Helfer zum nichtrecylebarem Elektroschrott wandeln könnte. Mit einer raschen Handbewegung tat ich diese lächerlichen Ängste zunächst ab. Doch ich konnte nicht umhin, während der gesamten Fahrt an das ?Was wäre wenn…“ zu denken. Absurde Verhandlungen mit Versicherung, Polizei und Fahrerflüchtigen spielten sich bereits vor meinem geistigen Auge ab. Obwohl ich jeden Tag mindestens 2km radel, so daß sich demnach bei mir eine gewisse reale Einschätzung hinsichtlich der Gefahren, die vom Straßenverkehr ausgehen, hätten einpendeln müssen, vermutete ich hinter jedem parkenden Auto einen rücksichtslosen Türöffner. Als ich endlich den Ort meiner Begierde erreicht hatte, waren meine Hände bereits feucht. Und genau in jenem Moment überkam es mich wie ein Blitz.
Es ist nicht viel anders mit der Liebe. Gleichwohl, daß wir sie nicht das erste Mal erleben, überkommt uns immer wieder von neuem die Angst sie zu verlieren. Ohne rationale Hintergründe suchen wir nach Hinweisen in jenen abstrusen Wirrungen unserer Herzen, von denen wir es eigentlich besser wissen sollten. Denn durch ein Zuviel der Unruhe lassen wir unsere Kleinmädchenängste lästigerweise aus ihrem Schneewittchen-Koma auferstehen. Langsam schleicht dann das Zittern unserer Angst durch Blutbahnen bis in die unerreichbarsten Winkel unseres Körpers. Oder wie es Marlene Dietrich womöglich ausgedruckt hätte: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf (Trennungs-)angst eingestellt.“ Dieses Verhalten ist zum Trost aller, die bereits ernshaft an ihrer geistigen Gesundheit gezweifelt haben, so normal wie Tag und Nacht. Selbst die angeblichen Supermenschen sind vor diesem unkontrollierbaren Neuroseaffekt nicht sicher.
Zudem ist es eine alte Binsenweisheit (nicht erst seit dem kleinen Prinzen), daß je mehr man sich einander vertraut gemacht hat( sei es nun schriftlich oder mündlich;), umso mehr hat man zu verlieren. Oft dauert es nur etwas, bis wir uns dieser Zeichen in der richtigen Weise bewußt werden. Manchmal erreicht einen der magische AHA-Moment erst dann, wenn es zu spät ist und was kaputt ist, läßt sich selten reparieren (beim Laptop sogar noch unwahrscheinlicher!).
Und das ist vermutlich auch das einzige, was wir aus diesen unangenehmen Streßsituation als Fazit nehmen sollten- nämlich in unseren Ängsten die tiefe Zuneigung füreinander zu spüren und zu schätzen.
24.11.03