Die Osbournes
Warum nur finde ich diese Familie so umwerfend charmant? Trotz Ozzys Alkoholfahneträchtigen Aussagen, Kellys spätpubertärem Gehabe, Jack´s Psychosympathischem Äußeren und den dauerkackenden Kötern auf Korbstühlen, spüre ich eine starke Affinität zu diesem Clan.
Vielleicht liegt es an Sharon, die erziehungstechnische Maßnahmen entgegen aller Umwelteinflüsse tatsächlich (noch) sinnvoll anwendet. Neben ihr wirkt der dahinsiechende Rockstar weder peinlich, noch dumm, was durchaus dem respektvollen Miteinander der Beziehung zugeschrieben werden darf.
Die zwei pummeligen Kinder (das dritte bleibt live verschollen) beweisen außerdem, daß das Elternhaus nicht allzu schlecht gewesen sein kann. Immerhin haben beide ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein, Durchsetzungsvermögen und, wie ich persönlich finde, kreativen Individualismus auf den Weg mitbekommen. Eigenschaften, die je nach dem, von wem es gerade gelesen wird, als positiv oder negativ ausgelegt werden können. (Obwohl der konservative Scientologe sicherlich nicht zur MTV-Zielgruppe gehört und sich demnach so oder so nicht für diesen Artikel begeistern wird. Aber wer will das schon?)
Um zurück zu den kleinen Gepflogenheiten der Osbournschen Sippe zu kommen, sollte man erwähnen, daß eine weitere Besonderheit ihrer geistigen Freiheit die der Entscheidungsfällung ist. Zwänge gibt es nur selten und wenn dann gilt es alles daran zu setzen einen Weg daraus zu finden. Im Großen und Ganzen wird diese Einstellung von unterprivilegierten Klassen vertreten, deren Kinder im Stadium der Verwahrlosung nicht selten in schlechte Kreise geraten.
Und gerade da heißt es zu betonen, daß bei den Osbournes (außer bei Ozzy selbst) kein gutes Wort über Drogen und ähnlichem fällt. Wer also ein pädagogisches Kriterium zum Liebhaben braucht, hat nun ein Argument gefunden, daß ihn bei jeglichen pseudoromanischen Disputen zur Rechtfertigung ein Leben lang dienen wird.
Weiter möchte ich auf die abenteurlichen Erlebnisse eingehen, die sich der Durchschnittsmensch aus der BILD-Zeitung ersatzweise aneignet. Wer schon immer davon geträumt hat Hauptdarsteller in seinem Leben zu sein, dem steht genügend Identifikationsmaterial mit diesen vier Oscarverdächtigen zur Verfügung- Besuche, Reisen, Partys, Shoppingtouren und das alles ist mit einer Brise Leichtikgeit der „Wir habens ja“-Einstellung verbunden.
Wer nicht jeder Charaktere wenigstens eine Eigenart abgewinnen kann, dem fehlt es entweder an der nötigen Portion Simpsons-Mentalität oder Toleranz einem zittrigen angetrunkenem Halbtoten a la Ozzy Osbourne eine halbe Stunde seines Lebens zu schenken.
Oder aber und dies ist die wahrscheinlichste Lösung von allem, demjenigen wurde wohl in der Kindheit zu häufig beim Versuch aus Mais- und Gurkenstückchen ein Gesicht auf´s Brot zu formen auf die Finger geklopft, getreu dem Motto: „Mit Essen spielt man nicht!“