Kuscheln rockt
„Oh, wie langweilig ist das denn!“, werden sicherlich viele Leute beim Lesen dieser Überschrift denken. Aber keine Sorge, es heißt (noch) nicht „Kuscheln statt Sex“. Insofern möchte ich heute zuerst mit einer Hymne auf den Austausch von Zärtlichkeiten zwischen zwei Menschen beginnen. Nichts vermag mehr Intimität, Nähe und Geborgenheit auszulösen, als vertraut miteinander zu kuscheln. Und kennt sich Männlein und Weiblein noch gar nicht so lange, ist das erste gemeinsame Schmusen Schuld an der Entstehung des berüchtigt wie gefürchteten „Wir“-Gefühls.
So schön das Kuscheln von Frauen auch empfunden wird, die Männerwelt überfällt beim Gedanken daran häufig die nackte Angst vor emotionaler Abhängigkeit. Kein Wunder! So grausam wie Weiber über das Aussehen ihrer Nebenbuhlerinnen herziehen, so herzlos lästern Kerle über die „verliebten Trottel“. Doch wenn Frau den Mann nicht gerade am Arbeitsplatz, Stammtisch und Co mit Zärtlichkeiten überhäuft, besteht nun wirklich keine reale Gefahr sich lächerlich zu machen. Der coole Macho hat das längst begriffen und lässt den Kuschelkater nur zuhause raus hängen. Denn wer Schmusen allein als Zeichen der Schwäche ansieht, der verpasst einen Haufen an Lebensqualität. Was sonst soll uns Menschen tagein und tagaus Befriedigung verschaffen, als dem inneren Streben der eigenen Gefühlswelt nachzugehen?
Irgendwie steckt in jedem von uns eine Schmusekatze, die sich nach echter Geborgenheit sehnt. Wer sich von diesem Urinstinkt lossagen will, der versucht entweder neuen Enttäuschungen aus dem Weg zu gehen oder muss erst noch seinem Meister begegnen, der ihn davon (auf ein Neues) überzeugen wird. Denn auch unter der Brust des schlimmsten Härtefalls schlägt ein Herz, das be- und somit ge-troffen werden kann. Für viele ist es heutzutage leichter sich der Kleider zu entledigen und zur Sache zu kommen, als beim Kuscheln die emotionale Schutzhülle abzulegen. Kein Wunder, ist der Aufwand doch wesentlich geringer einen Partner für Sex als zum Kuscheln abzukriegen. Seelig daher diejenigen, die ihr Glück aus erstgenannten rein profanen Begegnungen ziehen können. Denn es erfordert wahrlich eine ganze Menge Geduld und Mut, um auf Schmusebären-Jagd zu gehen.
Für alle Asis mit Herz da draußen, lasst euch eines sagen: Romantische Gefühle verzaubern Männer keineswegs in Warmduscher, Weicheier oder Lutscher, sondern machen diese erst zu Traummännern, Superhelden und Oberhäuptern.
Und für die verbliebenen gilt vermutlich: „Was der Bauer nicht kennt…“.