Kolumne

Verkleidest Du Dich noch oder lebst Du schon?

Klaudija als Katze
Ein bisschen Spaß muss sein. Vor allem im Büro sorgt ein wenig Verkleidung für Auflockerung.

Wenn der Priester mit der Nonne und der Engel mit dem Teufel hantiert, dürfte auch dem letzten Beobachter klar sein: Hier herrscht Karneval! Gerade in Hochburgen, wie Köln oder Düsseldorf, wird dieses Ereignis oft als das Event des Jahres zelebriert. Doch nicht bei jedem steht die Kostümierung mit guten Freunden im Vordergrund. Der Anteil derer, welche die 5. Jahreszeit zum Vorwand nehmen, um es mal so richtig krachen zu lassen, scheint stetig anzusteigen. Mit der Gefahr von Bonboneinschlägen hat es also nichts zu tun, wenn sich sämtliche Luxus-Labels auf der Kö hinter dicken Spanpressplatten verbarrikadieren. Tausende von Pinnekes, Bierdosen und Wodkaflaschen sprechen eine eindeutige Sprache: Karneval ohne Saufen ist genauso unmöglich, wie Two and a half man ohne Charlie Sheen. Ob der Schlachtruf nun „Helau“ oder „Alaaf“ lautet, der Weg führt nicht zum Zug sondern in die nächste Kneipe.

Hinter einer Maske versteckt ist es eben einfacher das auszuleben, wozu bisher der Mut gefehlt hat. Romantiker werden zu Playboys, Schüchterne zu Kriegern und Alte zu jungen Spunts, wenn im Suff die Alltags-Karten neu gemischt werden. Kritisch ist diese Verwandlung vor allem dann, wenn sie ausschließlich unter dem Deckmantel der Kostümierung geschieht. „Verkleidest Du Dich noch oder lebst Du schon?“, könnte daher eine zu recht gestellte Frage schwedischer Werbe-Botschaften sein. Ansonsten dürfte das Ziel der meisten Jecken eher leicht zu erraten sein. So, wie Hooligans den Fußball vorschieben, um sich zu prügeln, wird das närrischen Treiben genutzt, um es miteinander zu treiben.

Wer nicht diesem unausgesprochenen Gesetz Folge leisten möchte, verschanzt sich lieber hinter den eigenen vier Wänden. Denn besoffen jemanden abzuschleppen, ist wahrlich keine Kunst, die sich nur zu Fasching ausüben lässt. Wer auf einen One-Night-Stand aus ist, wird ebenfalls in Discos, Clubs und Bars außerhalb der Narrenzeit fündig. Nur ist das eben mit dem Risiko verbunden, dass der andere einen, so ganz ohne Maskerade, eines Tages wieder erkennt.

Dabei lag der ursprüngliche Sinn Karnevals in der Ankündigung der Fastenzeit, die mit Aschermittwoch einhergeht. Schließlich bedeutet „Carne vale“ übersetzt ungefähr so viel wie „Fleisch, lebe wohl“. Und ob damit nun der Fleischkonsum im eigentlichen oder übertragenen Sinne gemeint ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Denn es gilt nach wie vor: „Jede jeck ist anders!“

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Klaudija Paunovic

Hier schreibe ich mit Herzblut über alle Themen, die mich interessieren. Schon als Jugendliche schrieb ich für die Schülerzeitung. Es folgte die freie Mitarbeit bei Tageszeitungen wie Express und Rheinische Post. Und auch heute noch fröhne ich meiner Schreibleidenschaft auf diesem Blog. Wenn du mehr über mich erfahren möchtest, gibt es hier noch mehr Infos: »Mehr über mich«

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