Kolumne

Single´s New Eve

Eigentlich müßte man sich schon daran gewöhnt haben auf Partys allein neben knutschenden Pärchen zu stehen, im Kino von Fremden mit Popcorn gelockt zu werden und auf Events als erster zu kommen und letzter zu gehen, immer in der Hoffnung Mr. Right möge sich doch noch blicken lassen.

Doch an besonderen Tagen, wie Sylvester, klappt diese Affirmation einfach nicht. Egal, wie oft wir uns einreden das Ganze sei ein Kommerzzirkus, bei dem man sich weigert mitzuspielen oder einfach nur ein Tag wie jeder andere- wenn wir am 31.Dezember aufstehen, hoffen wir auf das Unmögliche für den Abend. Schuld daran ist unsere bereits in jungen Jahren erworbene Erwartungshaltung, die als Maßstab für den New Year´s Eve nichts geringeres als die zehn besten Ereignisse des vergangenen Jahres auf einmal nimmt.

Kein Wunder also, wenn wir mit dieser illuminierten Vorstellung im Hinterkopf null Erfüllung finden werden, wenn es ?Zehn, neun, Acht,…usw.“ heißt. Aber was bleibt den Alleinstehenden Menschen, rational betrachtet, denn anderes übrig, als a) eine Mege-House-Party unter lauter Unbekannten, b) ein Friends-Käse-Fondue-Abend, bei dem jeder außer man selbst einen Partner anschleppt, mit dem er gegen zwölf eine wilde Orgie startet, während unsereins sich allein ?Dinner for one“ reinziehen muß, c) Abendessen mit der Famile, was ungefähr so spannend ist, wie sich die Fußhaut abzuschaben oder d) DVD-Abend mit einem Vibrator und billigem chinesichem Essen?! Bemitleidenswert sind wir in jedem Fall. Oder aber es geht tatsächlich noch ein Märchen in Erfüllung, in dem die einstige Jugendliebe zur Flugrundfahrt über den Globus einlädt, auf daß man den celebralen Höhepunkt dank Zeitverschiebung etliche Male erlebe.

Das Erlebnis, Ende und Anfang innerhalb von wenigen Stunden zu erleben, lädt uns alle auf die lustige Reise zum Mittelpunkt der Irrationalität ein. Ganz in Gedanken, daß ?Irgendetwas“ noch das alte Jahr vervollständigen muß, benehmen wir uns wie alte Jungfern, die mit Torschußpanik dem Ende entgegen sehen. Da wir aber alle schon den Kinderschühchen entwachsen sind, wäre es angebracht ein wenig Realitätssinn walten zu lassen- es sei denn, man hat bereits am Nachmittag angefangen vorzutrinken ?Wat? Schon wieda Karneval?“.

Trotz der unüberwindbaren Glaubenseinstellung ?Das neue Jahr“ müsse perfekt gefeiert werden, ist die Nacht zum ersten Januar nichts anderes wie alle anderen im Bett verbrachten Nächte. Man sollte daher am besten jedweige Prinzipien über Bord werfen und dankbar sein für gute Musik, heißes Büffett und langem Ausschlafen am nächsten Morgen. Vielleicht sorgt das am Ende dafür, daß dieser Tag doch noch zu etwas Besonderem wird.

01.01.04

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Klaudija Paunovic

Hier schreibe ich mit Herzblut über alle Themen, die mich interessieren. Schon als Jugendliche schrieb ich für die Schülerzeitung. Es folgte die freie Mitarbeit bei Tageszeitungen wie Express und Rheinische Post. Und auch heute noch fröhne ich meiner Schreibleidenschaft auf diesem Blog. Wenn du mehr über mich erfahren möchtest, gibt es hier noch mehr Infos: »Mehr über mich«

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