Kolumne

Wann ist frau Frau?

Wann ist Frau Frau?
Was muss Frau haben, um allen gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden?

Frauenzeitschriften machen es dem weiblichen Geschlecht heutzutage nicht gerade leicht hinsichtlich ihrer Identitätsfindung. Da gibt es zum einen die alleinerziehende Businessfrau, die ihren Mann an der Garderobe des Sportstudios hat verwahrlosen lassen, zum anderen Tinaleserinnen, denen das Glück Prinzessin Stephanies und Hugos, mit Bier und Unterhemd auf der Couch, näher am Herzen liegt, und deren einzige Verwirklichung in Form eines selbstgebackenen Nudelauflaufs dahergelaufen kommt.

Wo genau zwischen diesen beiden Extremen ist denn nun die Rolle der modernen Frau anzusiedeln? Vielleicht eine Art halbtägliche Mama respektive Werktätige, die Abends kocht und morgens den Mann aus dem Haus wirft? Wann darf Frau unabhängig sein und ab wann ist es doch zuviel des Guten?

Es gibt genug bildschöne kluge Frauen, die Mitte 30 immer noch nicht den Traumprinzen gefunden haben. Angesprochen auf das Warum, ist die häufigste Antwort neben ?zu unerreichbar“ und ?zu anspruchsvoll“ die Erklärung, man möchte sich nicht abhängig machen. Freiheit, Individualität, Erfahrungsreichtum, Spontanität – all das scheint einher zu gehen mit der grandiosen Unabhängigkeitserklärung.

Dabei ist es nicht so, daß heutzutage noch ernsthaft von unsereinem erwartet wird, sich einzuschränken, dennoch befürchten wir, es tun zu müssen. Charlotte Roche ist das beste Vorbild, um zu zeigen, daß sich scheinbar entgegengesetzte Eigenschaften nicht ausschließen müssen. Neben ihrer biologischen Aufgabe der Erziehung widmet sie sich nach wie vor der uniquen Art Interviews zu führen.

Trotzdem wimmelt es im Kino von Filmen, die uns aufklären, daß Mann und Frau am besten im Kampf zueinander finden. So rettet er, der starke gutaussehende Held, die zickige Großstadtziege vor dem großen Shoppingkollaps, was auf den guturalen Jagd- und Erlegungstrieb zurückzuführen ist.

In jedem von uns steckt eine sehnsüchtige Prinzessin, die nur darauf wartet von ihm verführt zu werden- nur kann das manch eine besser hinter ihrem Sarkasmus verstecken als die andere. Klar, das die Karrierefrau beim Einsamsein im Vorteil ist, wo doch gerade sie gelernt hat, ihre Gefühle im Hierarchiegeflecht der Keifzähne zu verstecken. Wer nach oben will, muß hart oder Mann sein. Doch ab wann wird aus der Schutzmauer eine Berliner Mauer?

Etwas, das die Frau von heute immer noch sehr bewunderns-, und nachahmungswert findet, aber selten selbst durchzusetzen vermag, ist eine mit allen Wassern gewaschene Person, die einem frech die Meinung an den Kopf knallt.

Und damit sind wir schon wieder bei den Medieneinflüssen angelangt, die mittlerweile diese Zweispältigkeit erkannt haben. Serien a la „Sex&City“, die eine besonders breite Fläche an Identifikationsmaterial anbieten, sind nicht umsonst der Renner der weiblichen Zielgruppe. Da gibt es Samantha, eine wahre Sexgöttin, die liebenswert verrückte Carrie- natürlich hat sie nur Pech mit den Männern, eine romantische und materialistische Charlette, sowie die überforderte, weil alleinerziehende Mama Miranda.

Aber wer will schon wirklich ewig 17 sein, wo doch selbst die wildesten Orgien irgendwann zur Routine mutieren. Der Gedanke des Gleichbleibens existiert wohl wieder nur in der Matrix. Vielleicht sollten wir es auch mal als Stärke bezeichnen, wenn wir uns bei Ihm schwach zeigen, denn ansonsten haben wir uns wirklich unterbuttern lassen, und zwar von Vogue und Elle, die uns immer noch den Stempel der egomanischen Anzugträgerin aufdrücken wollen.

18.11.03

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Klaudija Paunovic

Hier schreibe ich mit Herzblut über alle Themen, die mich interessieren. Schon als Jugendliche schrieb ich für die Schülerzeitung. Es folgte die freie Mitarbeit bei Tageszeitungen wie Express und Rheinische Post. Und auch heute noch fröhne ich meiner Schreibleidenschaft auf diesem Blog. Wenn du mehr über mich erfahren möchtest, gibt es hier noch mehr Infos: »Mehr über mich«

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