Parfümerietagung 2018 in Düsseldorf: Wissenswertes aus der Welt der Düfte
Für die meisten ist der tägliche Spritzer Parfüm genauso selbstverständlich wie das Zähneputzen. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem „Eau de Parfum“ und einem „Eau de Toilette“? Ist jeder Duft automatisch vegan? Und wieviel Chemie steckt heutzutage drin? Auf diese und viele weitere Fragen rund um das Parfüm erhalte ich auf der Parfümerietagung in Düsseldorf endlich Antwort!
Parfümerietagung 2018 in Düsseldorf
Während der Parfümeur früher aus zahlreichen Duftfläschchen die ideale Mixtur erschnupperte, erstellt er heutzutage seine Rezeptur am PC und zwar ganz ohne seinen feinen Geruchssinn einzusetzen, erklärte mir Duft-Experte Martin vom Ende .
„Um die 200 Duftstoffe kennt ein guter Parfümeur auswendig.“
Und das muss ausreichen, um per Tastendruck eine wohlriechende Substanz zu kreieren, die in der Regel aus drei unterschiedlich anhaltenden Schichten besteht.
Die erste enthält Duftstoffe, die bereits nach einer Stunde verflogen sind und wird als Kopfnote bezeichnet. Oft spielen hierbei Zitrusdüfte eine Rolle, weil diese sich besonders schnell verflüchtigen. Die Herznote hingegen ist in der Regel bis zu 8 Stunden wahrnehmbar. Die Essenz eines Parfüms überdauert einen ganzen Tag und wird daher auch als Basisnote bezeichnet. Während ein Eau de Toilette also nur aus der Kopfnote besteht, enthält ein Eau de Parfüm zusätzlich die Herz- und Basisnote.
„Ein Eau de Toilette ist wirklich nur zum Nachsprühen gedacht“, erfuhr ich von vom Emde.
Bibergeil (vom Biber), Moschus (vom sibirschen Moschustier) oder Zivette (der Zivettekatze) werden zum Glück kaum noch eingesetzt. Satt dessen nutzt man ihre synthetisch hergestellten Pendants, so dass die meisten Parfüms tatsächlich vegan sind. Die Originale dürften aber theoretisch nach wir vor eingesetzt werden, was nicht nur Parfümlegende Frank Schnitzler vehement ablehnt : „Ich liebe Tiere und bin absolut gegen Tierversuche.“
Limonin hingegen, das aus Zitrusschalen hergestellt wird, unterliegt der EU-Richtlinie und darf nur noch in Maßen eingesetzt werden, da es ansonsten deklarationspflichtig ist.
„Das ist wirklich schwer nachzuvollziehen. Aber Zitronen können eben Allergien auslösen, “ erklärte der Duftexperte, dessen Onkel in der Parfümindustrie tätig ist und nach Inkrafttreten des Gesetzes zahlreiche Parfüms mit synthetischen Erstatzstoffen nachbauen musste. „Dabei laufen wir täglich in Supermärkten an Zitronen- und Orangenständen vorbei laufen, bei denen keiner in Allergien ausbricht.“
Ambra ist übrigens nicht wirklich vom Wal, sondern stammt nur vom herunter geschlucktem Schorf eines Wals. Das heißt, dieser muss zuvor eine Wunde im Mund gehabt haben, die Schorf bildete, den er dann verschluckt hat und im Ganzen ausgeschieden hat. Da dieser Rohstoff also nicht nur extrem selten, sondern auch sehr teuer ist, setzt die Parfümindustrie schon lange auf den synthetischen Ersatz.
Doch wie kriegt man nun den Duft aus der Substanz heraus? Dazu gibt es vier unterschiedliche Arten: Destillation, Kaltpressung, En Fleurage (in Fett einlegen wie bei dem Film „Das Parfüm“) oder CO²-Extraktion. Letzteres Verfahren ist besonders aufwendig, da das Aroma mit flüssigem CO² bei Minusgraden aus dem Grundstoff entzogen wird, verspricht aber das intensivste Duft-Erlebnis.
„Der Trend geht zum individuellen Parfüm. Niemand will mehr wie der andere riechen“, beendete vom Ende seinen spannenden Vortrag über die dufte Welt des Parfüms. Und ob dieses nun aus „20 oder 100 Du“ – die Anzahl der verwendeten Ingredienzen sagt nichts über die Qualität aus.
Im Anschluss konnten sich Parfümliebhaber bei zahlreichen Ausstellern über die neuesten Duftkreationen informieren u.a. am Stand des Schweizer Unternehmens Gisada, das nach vier Jahren Entwicklung erst im letzten Jahr seinen Duft lanciert hat und bereits als „Duftstar“ gilt oder Acqua di Firenze, dessen mit köstlichen Aromen gefüllte Flacons Weltpremiere feierte. Und auch Dalis Werke gab es in Form von Duftkreationen des Parfümkünstler Alberto Morillas zu erwerben.