DEKRA Award 2016 in Düsseldorf – meine Highlights der Preisverleihung
Seit mehr als 90 Jahren prüft der Deutsche Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein, kurz DEKRA genannt, Fahrzeuge und technische Anlagen hinsichtlich ihrer Sicherheit. Und seit neuestem gibt es den sogenannten DEKRA Award, der die besten Sicherheitskonzepte für den Arbeitsplatz, im Verkehr und Daheim auszeichnet. Während der Preis die letzten beiden Male in Stuttgart verliehen wurde, hatte man sich in diesem Jahr für Düsseldorf als Austragungsort entschieden.
DEKRA Award 2016 – meine Highlights
Grüner Teppich, Sektempfang und rheinische Canapés – so exquisit wurden die Nominierten, Laudatoren und Gäste aus Politik und Wirtschaft heute in der ehemaligen Stahlschmiede des Areal Böhler zur offiziellen DEKRA Award Verleihung begrüßt.
An einem der mit edlen Kerzenleuchtern dekorierten Tische treffe ich auf Wilhem Melchert, der Dank einer simplen und effektiven Idee mit dem Award für Arbeitssicherheit 2015 ausgezeichnet wurde. „Nachdem ich eine stilisierte lebensgroße Person an der Treppe angebracht hatte, die den Handlauf benutzt, fühlten sich die Menschen viel motivierter auch den Handlauf zu nutzen. Seitdem gab es viel weniger Unfälle beim Treppensteigen.“
Der EHS (Environment Health Safety) Manager der Eaton Industries GmbH ist stolz auf seinen „Schattenmann“, wie die Wandtattoo-Gestalt auch genannt wird, in deren Genuss schon weltweit mehr als 100.000 Mitarbeiter gelangen.
Die Moderation der Veranstaltung übernahm ZDF-Moderatorin und Journalistin Barbara Hahlweg, die in ihrer Rede eine aktuelle Studie über Ängste aufgriff: „Menschen haben mehr Angst davor öffentlich aufzutreten als vor dem Tod. Daran sieht man mal, dass Ängste nichts mit realen Gefahren zu tun haben müssen“.
Charmant präsentierte sie in Stewardessen-Manier die Notausgänge, ehe sie Frank Dopheide, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Handelsblatt das Mikro zur Begrüßung übergab. Dieser war anstelle von Jury-Mitglied und Wiwo-Chefredakteurin Dr. Miriam Meckel eingesprungen, die sich aufgrund der Präsidentschaftswahlen in New York befand und immerhin eine Videobotschaft übermittelte.
Im Anschluss erklärte Stefan Kölbl, der Vorsitzender des Vorstands DEKRA e.V. sowie des Vorstands DEKRA SE: „1970 gab es noch zehn Mal mehr Arbeitsunfälle als heute.“
Der Award diene dazu Ideen und Konzepte für mehr Sicherheit zu fördern, um diese Zahl nochmals abzusenken. Außerdem gab er zu bedenken: „Wir befinden uns im digitalen Erwachen, das heißt, wir haben noch gar keine Vorgaben, wie wir hier in Zukunft prüfen werden.„
Schließlich habe der Hackerangriff auf twitter, Amazon und co. erst letzten Freitag gezeigt, wie schwierig das Thema Sicherheit in der Industrie 4.0. ist.
Zu dem VW-Diesel-Abgas-Skandal erklärte er: „Wir fragen uns ständig, wie konnte so etwas passieren. Wir wissen mittlerweile, dass Systeme verbaut wurden, sie so nicht mehr verwendet werden dürfen.“ Als Gründe für das Versagen der DEKRA führt er u.a. das 15 Jahre alte Zulassungsverfahren an. „Hierbei handelt es sich um 20-minütiges Verfahren. Wenn der Fehler aber erst in der 22. Minute auftritt, können wir das mit dem jetzigen Prüfverfahren nicht feststellen.“
Professor Klaus Kompaß, der jedes Jahr an die tausend BMW-Fahrzeuge in Crashtests untersucht, gab Aufschluss über die aktuelle Sicherheit im Straßenverkehr: „1970 waren es 20.000 Menschen, die ihr Leben im Straßenverkehr ließen. Heute sind es knapp 3.500, wobei jeder einzelne einer zuviel ist.“ Gurtpflicht, Airbag und Seitenaufprallschutz sei Dank, wie er in einer Präsentation veranschaulichte.
Anschließend übergab Juror und Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL) Dr. Raimund Klinkner den Preis für Sicherheit im Verkehr an Alexandra Gwiuzdowicz der Trans Life Foundation. Diese hat sich etwas ganz Besonderes für die rund 38 Millionen Berufskraftfahrer in Europa ausgedacht.
An Raststätten und Autohöfen eröffnen sie Outdoor-Fitnessanlagen, die die LKW-Fahrer kostenlos nutzen können. „Ich freue mich total. Das ist der erste Preis, den wir begommen haben. Wir haben in Deutschland erst dieses Jahr mit zwei Fitnessanlagen gestartet.“ Geplant sind insgesamt tausend Stück in Europa.
Danach folgte die Laudatio von Dr. Annette Niederfranke, Direktorin Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Berlin, die den Preis für Sicherheit bei der Arbeit an Torsten Kallweit von dem Familienunternehmen Voith übergab. „Nur 1,6 Arbeitsunfälle entfallen auf eine Million Arbeitsstunden.“ Maßgeblich soll dafür eine App verantwortlich sein, mit der die rund 20.000 Mitarbeiter schnell und einfach Sicherheitsrisiken melden können. Vor zwei Jahren hatte der Konzern schon einmal den DEKRA Award, allerdings in der Kategorie Umwelt, abstauben können.
Zuguterletzt hielt der stellvertretende Chefredakteur der Wiwo und stolzer Vater eines Sohnes, Oliver Stock, eine Lobrede auf die Axa Versicherung, dessen Kindersicherheitsinitiative mit der Kampagne „Ich kann das schon allein“ Kindern Risikokompetenz vermittelt.
„Wie sieht es mit einer Sicherheitsinitiative für Teenager aus?!“ Mit dieser scherzhaften Frage schloss Moderatorin Barbara Hahlweg die Preisverleihung ab. Doch zu Ende war der Abend noch lange nicht. An insgesamt vier unterschiedlichen Ständen wurden die Gäste mit rheinischen Spezialitäten wie z.B. Himmel un Äd verwöhnt.
Wer selber ein Konzept zur Steigerung der Sicherheit im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz oder Zuhause entwickelt hat, der kann sich im Frühjahr 2017 für den DEKRA Award bewerben. Mehr Infos zum DEKRA Award gibt es auf der offiziellen Webseite dekra-award.de.