Bienensterben? Das betrifft uns alle!
“Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“
Dies soll Albert Einstein in einer Rede 1949 tatsächlich gesagt haben. Da zu dieser Zeit der Begriff des Bienensterbens noch keine Rolle spielte, dürfte der berühmte Nobelpreisträger vielmehr auf die wichtige Funktion der Bienen für unser aller Leben angespielt haben.
Denn das kleine Insekt mit der pelzigen Haut ist für Blütenpflanzen unerlässlich, um sich zu vermehren. Schon seit der Kreidezeit (66 Mio. vor unserer Zeit) bilden diese eine symbiotische Einheit, die da lautet: das Blümchen gibt Nektar und das Bienchen bestäubt.
Natürlich gibt es auch noch Hummeln, Käfer und sogar Vögel, die sich dieser wichtigen Aufgabe gewidmet haben, doch keine Art ist dabei so fleißig wie die Apiformes (wissenschatliche Bezeichnung der Biene).
Bei uns zu Lande ist die westliche Honigbiene am stärksten verbreitet. Weltweit betrachtet gibt es mehr als 20.000 verschiedene Arten!
Wer sich mit der Familie der Hautflügler und ihrem großartigem Beitrag für unser Okösystem genauer auseinander setzt, der kann gar nicht anders als sie zu lieben…nicht zuletzt aufgrund ihres goldgelben Geschenks an die Menschheit: dem Honig!
Das große Bienensterben: Suche nach dem Schuldigen
Seit den 60er Jahren ist die Zahl der Bienenvölker als rückläufig zu beobachten. Doch erst 2006 war der Begriff „Bienensterben“ plötzlich in aller Munde, nachdem in den USA enorme Verluste auftraten. Ob es sich hierbei um ein natürliches oder vom Menschen verursachtes Phänomen handelt, darüber scheint erst seit kurzem Klarheit zu herrschen.
Denn 2011 behauptete noch eine Langzeitstudie über die Jahre 2004 – 2009 der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (unter der sich Verbände, Organisationen und Unternehmen der Landwirtschaft tummeln), dass die Varroamilbe „zweifelsohne“ der Hauptschuldige sei. Diese Milbenart gibt es in unseren Breitengraden erst seit den 70ern und wurde durch asiatische Honigbienen eingeschleppt, die man zu Forschungszwecken importiert hatte. Pestizide hingegen sollen die Bienen so gut wie gar nicht negativ beeinflussen.
Eine Studie der Harvard Universität von 2014 sieht jedoch klar den Zusammenhang zwischen der Verwendung von Neonicotinoiden (Pestizidwirkstoffen) und dem Bienensterben. Die CCD-Rate (CCD = Colony Collapse Disorder, bezeichnet das Massensterben ganzer Kolonien) betrug bei den Bienenstöcken, die mit Neonicotinoiden in Berührung kamen satte 50%, in der Kontrollgruppe lediglich 10%.
Im selben Jahr veröffentlichte eine weitere Forschergruppe bestehend aus 29 unabhängigen Experten ihre Ergebnisse und kam zu demselben Schluss: Neonicotinoide sind weitaus gefährlicher für die Umwelt als bisher angenommen, da sich diese in der gesamten Pflanze ausbreiten und nicht nur auf deren Blätter verbleiben. Gängige Pfanzenschutzmittel sollen sogar 5000 – bis 10000-mal tödlicher sein als das bereits 1977 bei uns verbotene Pestizid Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT).
Zum Glück ist die Brüsseler Behörde bereits 2013 auf die glorreiche Idee gekommen, immerhin drei verdächtige Insektizide – Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam – in Europa stark einzuschränken – sehr zum Missfallen der Chemie-Konzerne Bayer (aus Leverkusen) und Syngenta (Schweiz). Diese reichten umgehend Klage ein und beriefen sich dabei auf die Langzeitstudie von 2011, nach der die Varroamilbe hauptsächlich verantwortlich für das Bienensterben sei. Noch gilt das EU-Teilverbot für diese Substanzen, aber bereits im kommenden Jahr wird es auf die Probe gestellt werden.
Laut Greenpeace sind weitere Wirkstoffe für das Bienensterben verantwortlich, die bislang nicht in der EU verboten sind und daher nach wie vor täglich munter in der Landwirtschaft eingesetzt werden, u.a. Fipronil, Chlorpyrifos, Cypermethrin und Deltamethrin.
Imker aus Kaarst: „Wir haben ein hohes Bienensterben, auch in Kaarst.„
Gino Collica, 1. Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Düsseldorf, ist seit 5 Jahren Imker in Kaarst. Für ihn ist die Beziehung zwischen Mensch und Bienen etwas ganz besonderes. „Nicht nur wir brauchen die Honigbienen, auch die Honigbienen brauchen uns„, schwärmt er von seiner großen Leidenschaft.
Leider musste er schon Erfahrung mit dem Bienensterben machen: „Wir haben erst vor kurzem zehn Bienenvölker verloren.“ Schuld daran gibt er einem Bauern, der direkt nebenan ein Weißkohlfeld täglich mit Pestiziden bespritzte. „Natürlich gibt es noch andere Faktoren, wie zum Beispiel die Varroamilbe, die der Mensch selbst aus Indien nach Europa importiert hat.“, ist sich der Bienenzüchter bewusst.
Was er sich für die Zukunft der Bienen wünscht? „Die Politik muss sich mehr Gedanken machen. Und die Bürger sollten Imker unterstützen oder selber Bienen halten, um den Bestand zu sichern.“
Übrigens gilt ab dieses Jahr ein vier Mal niedrigerer Rückstandwert von Thiacloprid (ein Nicotinoid) im Honig. Da bislang vor allem Rapsfelder mit dieser Substanz eingesprüht wurden, haben sich Collica und sein Geschäftspartner Stephan Richer dazu entschlossen, keinen Rapshonig mehr zu verkaufen.
Links und Quellen zum Thema Bienensterben
- Bienenjournal.de (Stand 04.09.16): THIACLOPRID: 2016 NEUE RÜCKSTANDSWERTE
- Bee-careful.com (Stand 04.09.16): Warum sind Bienen so wichtig
- Wikipedia.de (Stand 04.09.16): Bienen
- Heise.de (Stand 04.09.16): Stiller Tod
- wiwo.de (Stand 04.09.16): Pestizide tragen Mitschuld am Bienensterben
- Welt.de (Stand 04.09.16): Hauptursache für das große Bienensterben gefunden
- Zeit.de (Stand 04.09.16): EU-Wissenschaftler: Pestizide als Ursache für Bienensterben bestätigt