Die zehn Lügen des Edmond Bordeaux Szekely – Essener Friedensevangelium Fake?
Andras Keresztes deckt auf
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Erst vor einem Monat habe ich ein Interview mit dem Kirchenhistoriker und Vatikanexperten Michael Hesemann über Edmond Bordeaux Szekely geführt. Und dabei konnte mir der Bestseller-Autor einige plausible Argumente aufzeigen, die den angeblichen Entdecker des Essener Friedensevangeliums in ein unglaubwürdiges Licht rücken.
Nun liegen mir neue Beweise vor, die das Lügennetz von Szekely aufzeigen. Der Ungar Andras Keresztes hat sich 3 Wochen lang intensiv mit zehn Behauptungen seines Landmanns auseinander gesetzt und ist dabei auf nachweisbare Wiederspüche gestoßen.
Die 10 Lügen des Edmund Bordeaux Szekely von Andras Keresztes vom 24. 02. 2018, Budapest
1. Szekely behauptet, er habe seine Bilung in einem Piaristenkloster erhalten.
Székely hat wirklich bei den Piaristen in seiner Heimatstadt Máramarossziget (seit 1919 in Rumänien) gelernt, aber nicht in einem Kloster, sondern in einem „normalen” staatlich anerkannten Gymnasium, das von den Piaristen geleitet wurde. Und nicht alle seiner Lehrer waren Ordensleute.
2. Er habe das Abitur 1923 „magna cum laude” abgelegt.
Von diesem Schuljahr gibt es keine Schulberichte im Ungarischen erschienen, da Siebenbürgen nach dem ersten Weltkrieg von den Rumänen okkupiert wurde. Ob solche Berichte in rumänischer Sprache erschienen sind und ob darin der Name Székely zu finden wäre, ist nicht bekannt. (In Ungarn sind sie nicht aufzufinden.) Aber wir können fest halten:
a) Nach dem Schuljahr 1919/20 war das ungarische Piaristengymnasium von den rumänischen Staatsbehörden geschlossen. Deshalb hat Székely, zusammen mit anderen ungarischsprachigen Schülern, im Schuljahr 1920/21 das Gymnasium der reformierten Kirche besucht, das damals noch funktionierte.
b) Im Schuljahr 1922/23 konnte Székely erst die 7. Klasse beenden, aber das Abitur noch nicht ablegen, weil das nur nach der 8. Klasse möglich war. Wenn er tatsächlich die Hochschulreife absolviert haben sollte, dann kommt nur das Jahr 1924 in Frage.
3. Székely schreibt: „Mein Vater war Unitarier, meine Mutter war französische Katholikin”.
Alle vier oben erwähnte Jahresberichte geben die Religionsangehörigkeit von Székely an: Israelit. Also ein Elternteil, entweder der Vater oder die Mutter sollte jüdischer Herkunft sein. In Maramarossziget lebten damals viele Juden. Im letzten Schuljahr des selbständigen reformierten Gymnasium [1920/21] lernten dort 258 Schüler ungarischer, 15 rumänischer und 77 jüdischer Herkunft.
4. Székely schreibt, der berühmte Leitspruch der Piaristen war: Ora et labora.
Wie allgemein bekannt, was das der Leitspruch der Benediktiner. Der Spruch der Piaristen war: Pietas et Litterae.
5. Székely schreibt, nach dem erfolgreichen Abitur (in 1923!) habe für ihn sein Klassenlehrer und Schuldirektor Pál Mondik einen Empfehlungsbrief an Angelo Mercati, den Präfekten des Vatikanischen Geheimarchivs geschrieben und so den Zugang zum Archiv möglich gemacht. Er sagt auch, dass Mondik und Mercati Schulkameraden, sogar Freunde in ihrem Kindesalter gewesen seien.
a) Angelo Mercati wurde erst in 1925 zum Präfekt des Vatikanischen Geheimarchivs ernannt.
b) Die von Székely behauptete Kinderfreundschaft zwischen Mercati und Mondik ist kaum vorstellbar. Erstens: Mondik war sechs Jahre älter als Mercati (Mondik ist 1864, Mercati 1870 geboren), Zweitens: Mondik ist in Nordungarn (in der Stadt Munkacs) aufgewachsen, lebte und studierte nie im Ausland (das wurde auch vom Zentralarchiv der ungarischen Piaristenprovinz bestätigt) und Mercati ist in Italien geboren und aufgewachsen.
6. Székely schreibt: Mercati habe ihn mit den Worten empfangen: „Ich habe deinen Aufsatz gelesen.” (Es geht um den Abituraufsatz, den Székely über den heiligen Franziskus geschrieben hat und den Pater Mondik selbst per Post dem Präfekten Mercati zugeschickt haben soll.)
Dieser Aufsatz wurde in ungarischer Sprache gefasst. Wie konnte ihn dann der Italiener Mercati lesen?
7. Szekely selbst schreibt: 1. Er konnte damals weder hebräisch noch aramisch. 2. Er durfte allein, ohne Begleitung in den geheimen und sonst geschlossenen Raum eintreten, wo er das Essener Friedensevangelium entdeckt hätte.
Wie konnte er, ohne Sprachkenntnisse die Handschrift entdecken?
8. Székely behauptet (zweimal) in seinem Buch „A kortalan kutatatása, Bd. 1, (english: Search for the Ageless: The great experiment, vol. 1) er sei ein Nachkomme des international bekannten Orientologen Kőrösi Csoma Sándor (Sándor Kőrösi Csoma, auch Alexander Csoma de Kőrös genannt).
Das ist definitiv ausgeschlossen. Es ist bekannt, dass Kőrösi Csoma kein Kind hatte. (Siehe u. a. den Link: https://www.geni.com/family-tree/index/6000000031857408174)
9. In vielen Székely-Biographien steht: er sei ein Enkelkind (oder Sohn) des siebenbürgischen Dichters und Unitarier-Bischofs Sándor Székely gewesen.
Das ist wieder unmöglich. Sándor Székely ist im Jahre 1852 gestorben; sein einziger Sohn (sein einziges Kind), der (das) nicht im Kindesalter gestorben ist, war Ádám Székely, der jedoch im Jahre 1891 verstarb, also 14 Jahre vor dem Geburtsjahr von Edmond B. Székely.
Das geht aus dem Todesberichten von Ádám Székely hervor, siehe in ungarischer Sprache: https://www.unitarius.hu/tanulmanyok/aranyosrakosiszs.htm und
https://www.unitar.hu/Tudastar/Kozlony/1891.pdf
10. Mehrere Székely-Biographien behaupten: Székely sei Professor an der Universität in Cluj (ung.: Kolozsvár, dt.: Klausenburg) gewesen.
Diese Behauptung scheint auch nicht zu stimmen. Die Jahresbücher der Uni sind online zu erreichen: https://documente.bcucluj.ro/web/bibdigit/periodice/anuaruluniversitatiidincluj/. In diesen Jahresberichten kommt der Name von Edmond (ungarisch Ödön) nur einmal vor und zwar 1931 und nicht als Professor, sondern Student.
Mehr Infos über den Autor der zehn aufgedeckten Lügen von Edmond Bordeaux Szekely
Andras Keresztes hat Anfang der siebziger Jahre Geographie, Germanistik und Theologie studiert. Im Anschluß arbeitete er sieben Jahre lang als Gymnasiallehrer und ist danach dreißig Jahre im Buchhandel auf dem Gebiet des Buch- und Zeitschriftenimports tätig gewesen. Mittlerweile ist der gebürtige Budapester Rentner und schreibt in seiner Freizeit Artikel für die ungarischsprachige Wikipedia.