Schön & sexy?
Linda Evangelista, Kate Moss, Eva Herzigova, Claudia Schiffer- eine endlose Reihe weiterer Damen könnte an dieser Stelle folgen. Sie alle tragen jene vollkommene Schönheit zur Schau, die in der heutigen Gesellschaft rigoros vermarktet wird. Ebenso sind Brad Pitt, Matt Damon und George Clooney würdige Vertreter, wenn es um das männliche Schönheitsideal geht. Hingegen entspricht eine Charlotte Roche, Madonna, Kelly Osbourne oder Shoana Fraser zwar nicht dem klassischen Dreiklang, sprich 90-60-90, dafür strahlen sie aber eine Unverkennbarkeit aus, die sie durchaus attraktiv erstrahlen läßt.
Aber was ist nun besser? Unnahbar schön oder unverkennbar sexy oder gar beides auf einmal? Gibt es denn kein Naturgesetz das jene ungerechte Verteilung untersagt?
Umfragen beim männlichen Geschlecht beweisen, daß ?normale“ Frauen als Partnerin bevorzugt werden. Daraus kann man nun schließen a) die Mehrheit traut sich einfach nicht an den guten Speck ran, b) man muß nicht befürchten das Prachtweib an die Chippendales zu verlieren, c) der Markt ist leer oder d) es gibt auch so etwas wie Sexappeal ohne gutes Aussehen. Natürlich spricht nicht zuletzt deshalb vieles für letzteres, da es ansonsten keine Kleidergrößen M, L und XL geben würde ( , wenn Sex nur S und XS vorbehalten wäre).
Klar vetreten wir alle die Meinung das zu einem sexy Erscheinungsbild Sympathie viel wichtiger ist als ein Schmollmund im Modelface. Doch wie oft vertritt man eine Meinung und ertappt sich dennoch dabei in Discos einen Vergleich nach dem anderen zu ziehen. Plötzlich sind alle schöner, schlanker, schneller, weiter. Bereits in der Kindheit lernen wir die stereotypen Bilder der bildhübschen Prinzessin, und potthäßlichen Hexe kennen, was uns bis ans Lebensende verfolgen wird. Kopf oder Zahl, schwarz oder weiß, Gutaussehend oder eben nicht. Unser zweiseitiges Denken bereitet uns ernsthafte Probleme bei der kritischen Selbstbetrachtung.
Es ist ein Spiegel unserer Zeit, daß normalsterbliche Frauen die Welt nicht verstehen, wenn man ihnen Komplimente gibt. ?Will der mich verarschen?“, ist kein ungewöhnlicher Gedankengang bei Anmachen, in denen der Begriff ?schön“ auftaucht. Weil wir immer noch davon ausgehen, wie jemand anderes aussehen zu müssen, vergessen wir allzuoft, daß die persönliche Note sich im Lachen, der Bewegung und Sprache nicht wegkaschieren läßt.
Irgendwie wäre es genauso unsinnig Halle Berry mit Cameron Diaz über einen Kamm zu scheren. Ob sexy oder schön oder sogar beides sind Eigenschaften, die in der Tat einzig und allein im Auge des Betrachters liegen. Und mal ganz ehrlich, den besten Sex hat man sowieso mit demjenigen, der bestimmt nie den Titel „Mister Universum“ davontragen wird.
27.11.03