Altstadt Düsseldorf: Hier spielt die WM 2014!
Fußball ist eine Sportart, die nicht gerade zu den Highlights in meinem Leben gehört. Und erst recht nicht dann, wenn es darum geht selber aktiv mit zu spielen, wie zuletzt während meiner Abiturphase geschehen. Da zu jener Zeit drei von vier Halbjahresnoten aus dem Sportunterricht zum Abschluss ausreichten, sparte ich mir einfach die Teilnahme im letzten Halbjahr und entging so dem ungeliebten Ballsport.
Doch mittlerweile muss ich eingestehen, dass EM und WM ein paar Vorteile zu bieten haben, die selbst den größten Fussballmuffel hinter dem Ofen hervor locken. Denn wer sich in diesen Tagen in den zweitkleinsten Stadtbezirk Düsseldorfs vorwagt, wird wahrhaft positiv überrascht. Ob Hausbar, Suco de Brasil oder Gosch am Rheinufer, die Aussichten auf ein Deutschlandspiel lassen nie zuvor gekannte Zielgruppen in die Altstadt strömen! Feine Damen, die im schwarz-rot-goldenen Dresscode über Kopfsteinpflaster holpern, holde Buben, die „Deutsche Land“-gröhlend durch die Gässchen ziehen und Spießbürger, die im eingelaufenen Fussballtrikot im Korbsessel feststecken, prägen aktuell das Bild an der Rheinpromenade.
Ein geschäftsfindiger Bettler hat sich etwas ganz besonderes für die neuen Einnahmequellen einfallen lassen. Er sammelt in vier nebeneinander befindlichen Büchsen jeweils für „Essen“, „Rauchen“ und „Saufen“ als auch „Puff“. Dem Fussball-Flirtfieber sei Dank, ist die letzte Sammelbüchse die prall gefüllteste. Ein weiterer Hinweis darauf, dass der eigentlich Sinn der Versammlung weniger dem Ball auf der Leinwand als den Bällen unter Leinen gilt. Anders ist die explosionsartige Vermehrung nationaler Hardcorefans kaum zu erklären. Unter dem Deckmantel der Deutschen liebsten Sportart, wird fleißig gefeiert, geflirtet und gefummelt. Herkömmliche Hotspots ausserhalb der Sperrzone können da kaum mithalten.
Fussball, wie wir ihn in der Altstadt live erleben, trägt zur Verständigung antonymer Volksgruppen bei. Ob der Asi nun mit der Lady oder der Schnösel mit der Tussi, die WM entpuppt sich als riesiges Überraschungs-Ei voller Spaß beim Fußball-Spiel. Wollen wir also gemeinsam hoffen, dass bis zum 13. Juli, dem Tag des Enspiels, noch zahlreiche „TOOOOOOR“-Rufe die maroden Altstadtwände mit Klang erfüllen.