Charity Video Award 2016 in Düsseldorf zugunsten Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.
„In zwei Minuten kann man ein Ei kochen oder sich die Zähne putzen.“ Mit diesen Worten kündigte der Initiator der Veranstaltung Rüdiger Muhl das Motto des Abends an: Two minutes. Denn genau alle zwei Minuten soll es in der westlichen Hemisphäre zu einer Parkinsondiagnose kommen. Für die meisten Betroffenen ein Alptraum, da bis heute weder deren Ursachen noch Heilmethoden bekannt sind.
Der Charity Video Award widmet sich alljährlich diesem Thema, indem er Filmschaffende dazu aufruft Kurzfilme über Parkinson von maximal drei Minuten Länge anzufertigen. Und gestern wurden die drei besten Filme im Theater an der Kö in einer aufwendigen Verleihung prämiert.
Apropos Gesundheit, zunächst stellte Verwaltungsvorstand der Stadt Düsseldorf Prof. Dr. med. Andreas Meyer-Falcke klar: „Düsseldorf ist eine hochgradig gesunde Stadt.“ Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) gehört die schöne Landeshauptstadt neben Dresden als einzige Städte in Deutschland zu den hundert Healthy Cities (zu deutsch: gesunde Städte) in Europa. Bezüglich der fortschreitenden Digitalisierung ist er der Ansicht, die menschliche Komponente sei am wichtigsten und die modernen Techniken sollen nur dann genutzt werden, wenn man Zeit einsparen könne. „Lieber face to face, statt face to book.“
Wer kann sich noch an Marty McFly, gespielt von Michael J. Fox, aus Zurück in die Zukunft erinnerin? Der Schauspieler leidet mittlerweile selber an Parkinson und hat dazu eine Stiftung gegründet. Ein neuer Schuh von Nike, der sogenannte Nike MAG, erinnert an Marty McFlys Film-Turnschuhe, mit dem Unterschied dass der MAG tatsächlich über eine Technik zum automatischen Schließen und Öffnen der Schnürsenkel verfügt. Der Verkauf der auf 85 Stück limitierten Edition kommt der Michael J. Fox Stiftung zugute. Der entsprechende Werbefilm wurde als Trailer vor der Verleihung gezeigt.
Journalistin und Sky-Moderatorin Ana-Sara Lange moderierte charmant durch den Abend und interviewte galant auf „Oma´s Couch“ u.a. Schauspieler Rainer Goernemann, der seine Parkinsonerkrankung zunächst nicht wahrhaben wollte:“ Erst als ich Elastizitätsschwund bemerkte, habe ich mich mit der Krankheit auseinander gesetzt. Parkinson ist nun mal da und es gilt, das Beste draus zu machen.“ Mit den „Two Minutes“ käme er übrigens bei seinen Vorbereitungen als Schauspieler nicht aus: „Ich bereite mich ausgiebig auf eine Rolle vor.“ Ein guter Regisseur macht für ihn vor allem aus, dass er die Schauspieler in Ruhe arbeiten lässt. Der 66-Jährige schauspielert nach wie vor und hat sich mit Parkinson getreu dem Motto „Parki – you are my friend“ arrangiert.
Der ehemalige Vox-Moderator und Journalist Peter Stützer, selbst unübersehbar von Parkinson betroffen, hielt die Laudatio für den drittplatzierten Preisträger Lennart Tewes, in dessen Kurzfilm ein älterer Mann, der seinen Enkel erzieht, plötzlich Parkinson diagnostiziert bekommt. „Wir Parkinsonleute sind besonders anfällig für das große Chaos. Wir müssen einen Schritt nach dem anderen machen. Dabei ist Time-Management entscheidend, so wie auch in diesem Film anhand der Uhren zu sehen ist„, führt der einstige Auto, Motor und Sport TV-Moderator weiter aus. Der Gewinner freute sich und räumte ein: „Der Film wurde relativ unkompliziert gedreht.“
Die Lobrede für den 2. und 1. Platz hielt jeweils Prof. W. Korfmacher (Fachhochschule Düsseldorf, Fachbereich Design und Gestaltung). Während der zweitplatzierte Kurzfilm mit dem vielsagendem Titel „Back to White“ den allmählichen Verlust der Fähigkeiten eindringlich darstellte, zeigte der Gewinner-Film immer wieder einen Mann beim morgendlichen Aufsteh-Ritual, allerdings mit schleichender Parkinsonerkrankung. Zuletzt kam der Mann, brillant gespielt von Andreas Stoek, gar nicht mehr allein aus dem Bett heraus, sondern bedurfte einer Pflegekraft. „Ein Plädoyer für liebevolle Betreuung“, lobte Professor Korfmacher die Idee von Kilian Lieb und Frederic Nowotny, die beide Bewegtbild an der FH Würzburg studieren. Einen Drehtag und vier Tage Schnitt wurden insgesamt für den Film benötigt, der emotional unter die Haut ging.
Aber auch Willi Kubica und Janett Lederer, Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg freuten sich riesig über den zweiten Platz: „Die goldene Mitte ist perfekt! Man muss nicht immer ganz vorne stehen„.
Zwischendurch sorgte Supertalent 2007 Ricardo Marinello mit Besame mucho, Parla piu piano, Volare und My way für wohltuende Klänge. „Ich bin immer noch überwältigt von seiner tollen Stimme„, gestand Special Effect Artist Sven Esch auf der anschließenden Filmtalk-Veranstaltung von Stefan Job. Der Meerbuscher Spezialeffekt-Künstler ist beteiligt an einer Filmdokumentation über das Bombenunglück von Rheine 1978, die demnächst Premiere feiert. Außerdem tummelten sich „Unter uns“-Darsteller Alexander Sholti sowie Journalist Uwe Marcus Magnus Rykow (der extra aus Mannheim angereist kam) unter die gehobenen Gäste.
Alles in allem ein gelungener Abend, bei dem wohl einiges für die Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. zusammen gekommen sein dürfte. Schließlich wurde nicht nur der Erlös aus den Eintrittskarten zum Preis von 80 Euro gespendet, sondern ebenso der Verkauf kleiner Naschereien.
Mehr Informationen zu dem Charity Video Award gibt es auf der offiziellen Webseite.