Japantag 2016 in Düsseldorf: Ist denn schon wieder Karneval?
Der Japantag in Düsseldorf – Historischer Hintergrund
Mit mehr als 7.000 Japanern zählt Düsseldorf zur drittgrößten japanischen Gemeinde außerhalb Japans (nur die von Paris und London sind größer). Zu verdanken ist diese Entwicklung zahlreichen japanischen Kaufleuten, die sich hier seit den Fünziger Jahren mit ihren Familien niederließen. Derzeit beträgt ihr Anteil an der Düsseldorfer Gesamtbevölkerung zwar nur 1,1 %, nichtsdestotrotz ist der Einfluss japanischer Kultur und Wirtschaft in der NRW-Landeshauptstadt besonders spürbar.
Vor allem der Bereich in der Innenstadt rund um die Oststraße gilt mit seinen vielen Asia-Supermärkten, Sushi-Restaurants, dem Deutsch-Japanischen-Center sowie dem Generalkonsulat und der eigenen Industrie- und Handelskammer mit Sitz im Hotel Nikko als „Little Tokyo“. Zusätzlich sorgen eine Japanische Internationale Schule und vier Kindergärten dafür, dass sich japanische Familien in „Nippon am Rhein“ wie zuhause fühlen können (Nippon ist ein Lesart der japanischen Schreibweise für Japan 日本).
Die Idee für eine Veranstaltung zum interkulturellen Austausch zwischen Deutschland und Japan fand bereits 1983 mit der Japanwoche statt. Doch erst das Event zum „Japan-Jahr 1999/2000“ bestehend aus über hundert Einzelveranstaltungen, konnte den Grundstein für den heutigen Japantag legen. Seit 2002 wird dieser nun regelmäßig von der japanischen Gemeinde und dem Generalkonsulat in Gemeinschaft mit dem Land NRW und der Stadt Düsseldorf ausgetragen.
Der Japantag in Düsseldorf – Convention der Fantasy-Fans
Am 21. Mai war es wieder soweit: Unter strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel gab der mittlerweile 15. Japantag mehr als 750.000 Besuchern an der Düsseldorfer Rheinuferpromenade Einblick in die japanische Kultur.
Doch die neunzig Stände und drei Bühnen, die hier fernöstliche Gepflogenheiten wie z.B. Aikido, Origami und Kalligraphie präsentierten, rückten angesichts der vielen verkleideten Jugendlichen zumindest optisch in den Hintergrund. Ob Sailor Moon oder Cinderella, Samurai oder Jedi-Ritter – der Bezug zu Japan schien bei der Wahl der Verkleidung weniger eine Rolle zu spielen als der Aufwand, den man dafür investiert hat.
„Ich wollte schon immer eine Fee sein„, erklärt mir eine junge Frau im türkis-farbenen Walle-Traum die Bedeutung ihrer Aufmachung. Als ich nachfrage, was das mit dem Japantag zu tun habe, ernte ich ratloses Schulterzucken.
Kein Wunder, dass mich ein Fotograf mit folgenden Worten um ein Foto bittet: „Du bist die erste im Kimono, die ich treffe„. Als Geisha verkleidet bin ich – kaum zu glauben, aber wahr – auf dem Japantag derart in der Minderheit, dass selbst ein Affenkostüm unauffälliger gewesen wäre.
An Karneval erinnert das Ganze allerdings nur auf den ersten Blick. Denn weder hält jemand Bier in der Hand, noch wird man von der Seite angegraben. Gesitteter kann man sich einen Maskenball kaum wünschen.
Den krönenden Abschluss des Japantags bildete das 25-minütige Feuerwerk um 23 Uhr. Dabei wurden laut Schätzungen zufolge Raketen im Wert von knapp 60.000 Euro in die Luft geschossen.
Wer dieses Highlight verpasst hat, kann sich das komplette Feuerwerk in der Mediathek des WDR online ansehen.