Dieser Mann könnte glatt einem Herr der Ringe Film entsprungen sein: Schlohweißer Bart, die langen grauen Haare zum Zopf gebunden und dazu komplett in schwarz gekleidet. Michael Kunert alias Miku macht keinen Hehl aus seiner Leidenschaft für Gothic und Morbides. Als Künstler verknüpft er in seinen Werken futuristische Elemente mit dem Stil des viktorianischen Zeitalters zur sogenannten Steam Pop Art. Eine Kunstform, die erst Ende der Achtziger auftrat und z.B. in Filmen wie 20.000 Meilen unter dem Meeresspiegel, Wild wild west oder Der goldene Kompass gelebt wird.
Bevor der 61-Jährige sich ganz der Kunst widmete, war er zunächst Zoogeschäftbesitzer, Garten- und Landschaftsgärtner mit Schwerpunkt Feng Shui Anlagen sowie ganz kurz einmal sogar Kneipenwirt. Schauspielern tut er ebenso nebenbei. Miku erfindet sich immer wieder aufs Neue!
So auch vor zwei Jahren, als er erstmalig zum Halloweenhaus-Besitzer mutierte.
„Die Idee hatte ich schon vor zwanzig Jahren, als ich so etwas im Fernsehen gesehen habe„, erzählt mir der Krefelder von seiner Motivation. Als er sich Oktober 2013 in Amerika befand, schien sein Traum in greifbarer Nähe gerückt zu sein. „Zum ersten Mal in meinem Leben erblickte ich ein Halloween-Kaufhaus. Ich war von dem Angebot fast erschlagen und sagte mir, das machst du auch so schön!“. Er kaufte eine riesige Spinne, die seitdem alljährlich zu Halloween seine Hauswand ziert.
Zusätzlich kamen mit der Zeit neue Requisiten dazu, die der kreative und handwerklich begabte Mann mit viel Liebe zum Detail größtenteils selbst herstellte: Torbogen, Grabsteine, Kürbisköpfe und leuchtende Totenköpfe, um nur einige davon zu benennen. In diesem Jahr ist ein riesiger Drache hinzugekommen, der über dem Eingang aus dem Fenster Feuer, Pardon, roten Rauch speit.
„Anfangs waren die Nachbarn etwas skeptisch, aber mittlerweile freuen sich alle darauf am 31. Oktober mit mir im Vorgarten zu feiern.“ In seinem ersten Jahr als Halloweenhäusler wurde er bereits von 32 Kindern besucht, die er mit reichlich Süßigkeiten entlohnte. Nur ein Jahr später waren es schon 98. Kaum hatte die Westdeutsche Zeitung seinem Kunstwerk 2015 eine halbe Seite gewidmet, stieg die Anzahl der kleinen Geister und Hexen auf mehr als 350 zum 31. Oktober an. „Wir haben mit vier Mann Naschzeug und Leuchtarmbänder verteilt.“
Übrigens zahlt er das alles aus eigener Tasche. „Ich rauche nicht, ich gehe nicht in Kneipen großartig, also kann man das Geld auch mal dafür ausgeben. Und die Dekorationen mache ich hauptsächlich selber.“ Bis jetzt hat Miku bereits 2.000 € in seinen Traum vom perfekten Halloweenhaus investiert.
Aufgrund der großen Nachfrage, wird er demnächst einen Katalog herausbringen, in dem seine Grabsteine und Kamine erhältlich sind: „Der Styropor wird gesandet und fühlt sich danach an wie Stein. Absolut wetterfest.“ Manche Grabsteine weisen leuchtende Kerzenständer oder Totenköpfe auf. Die Preise werden für die liebevoll in Handarbeit gefertigten Werke zwischen 50 – 150 € liegen.
Von den Horrorclowns, die zur Zeit in den Medien geistern, hält der Pazifist und Tierfreund gar nichts: „Was mich wahnsinnig ärgert, sind diese blöden Clowns, die gerade überall herumlaufen. Die ziehen unser Halloween in Misskredit. Dieser Brauch stammt nämlich nicht aus Amerika, sondern wurde bereits bei den Kelten betrieben, um Geister auszutreiben. So fing das an. Die Amerikaner haben das dann übernommen und typisch amerikanisch übertrieben. “ Genau sein Ding.
Alles, was sich der gebürtige Herner für sein Halloween wünscht, ist: „Ich will damit Kinder und Erwachsene glücklich machen!“
Wer das Halloweenhaus mit eigenen Augen „fürchten“ möchte, kann das auch nach dem 31. Oktober auf der Freiheitsstraße 10 in 47804 Krefeld tun. Allerdings wird es dann klammheimlich in ein „Hexenhaus“ umbenannt;)
Weitere Bilder zum Halloweenhaus in Krefeld
Nützliche Links zum Halloweenhaus Krefeld
- Wikipedia.de (Stand: 29.10.16): Steampunk
- Westdeutsche Zeitung (Stand: 29.10.16): Zu Halloween wird’s bei Miku gruselig
- Mikus Facebook-Seite (Stand: 29.10.16): Michael Miku