Die Rheinwiesen rund um das Landhaus Mönchenwerth in Meerbusch kennt Marion Baers wie ihre Westentasche. Die Hundetrainerin (ArtGerecht) spaziert hier täglich mit den Vierbeinern ihrer Kunden entlang und bemerkte daher schon frühzeitig den Anstieg des Rheinpegels. Inspiriert von Tierschützern aus Köln, die ein Video ihrer erfolgreichen Rettungsaktion auf facebook gepostet hatten, beschloss sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin Julia Dieckmann mit anzupacken.
„Gestern waren wir weiter oben schauen. Aber dort fing das Wasser unterhalb der Pappeln an zu steigen, so dass sich die Tiere nur noch in Richtung Rhein flüchten konnten und damit keine Chance hatten von uns gerettet zu werden,“ erfahre ich von Marion. Eigentlich wollten die zwei Freundinnen einen gemütlichen Sonntag zuhause verbingen, aber „nachdem wir heute morgen beim Spaziergang mit den Hunden die vielen neuen Inseln gesichtet hatten, mussten wir nochmal raus.“
Trotz eisiger Temperaturen wagt sich die Tierschützerin mit Anglerhose bekleidet ins kühle Nass. Und dieses Mal haben die Tiere mehr Glück. Gleich zu Beginn fischt sie eine Maus aus dem Wasser, die ansonsten vermutlich einer der vielen Möwen zum Opfer gefallen wäre, welche die Inseln umkreisen.
Danach nimmt ein Baum ihre ganze Aufmerksamkeit in Beschlag. Noch ragt sein Stumpf mit knapp einem Meter Grünflache ringsum aus dem Wasser. Furchtlos marschiert sie auf diesen zu, das brackige Rheinwasser bereits bis zur Hüfte hoch. Doch der Weg hat sich gelohnt. Ein Igel hat die Flucht vor dem Hochwasser nicht geschafft und sitzt eingekugelt unterm Baum fest. „Eigentlich müsste er sich im Winterschlaf befinden. Wir werden ihn erstmal notversorgen und dann am Montag zur Igelhilfe bringen“, erklärt sie die weiteren Maßnahmen.
In der nächsten Stunde zieht Marion vier weitere Mäuse und einen Käfer aus dem Wasser. „Jedes Leben zählt“. Die Strömung wird nun stärker und die Bauminsel, auf der sich vor einer Stunde noch der Igel befunden hat, ist nicht mehr zu sehen. Zahlreiche Luftblasen steigen aus den neu überfluteten Gebieteten – Anzeichen für Maulwürfe und andere Tiere, die unter der Erde ums Überleben kämpfen. Doch für diese kommt leider jede Hilfe zu spät.
Schon morgen kann der Pegel wieder sinken, aber bis es soweit ist, werden sich neue Inseln bilden, auf denen Kaninchen & co. zuerst flüchten und dann von Überschwemmung bedroht werden.
„Es herrscht ein regelrechter Hochwassertourismus am Rhein. Aber kaum jemand kommt auf die Idee, wie es den Tieren dabei gehen muss“, erklärt mir die engagierte Büdericherin, die sich von ihren Mitmenschen mehr Aufmerksamkeit für das Elend der Wildtiere wünscht.
Und damit die beiden im nächsten Jahr noch mehr Tiere vor dem Ertrinken bewahren können, stehen bereits ein Schlauchboot sowie ein weiteres Angleroutfit auf der Einkaufsliste. Hoffen wir gemeinsam, dass bis dahin noch mehr Menschen dem selbstlosen Beispiel folgen werden.