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Kaffeeklatsch mit Marie-Luise Marjan: Von der Adoptierten zur Mutter der Nation

Mutter Beimar packt aus im Mutter Ey zugunsten Unicef

Heribert Klein, Marie-Luise Marjan
Heribert Klein interviewte die „Mutter der Nation“ im Mutter Ey Café vergangenen Freitag.

„Sie ist der weibliche Heino. Denn sie ist glaubwürdig wie Heino und dafür lieben wir sie“, stellte Initiator und Moderator Heribert Klein Deutschlands bekannteste Soap-Darstellerin Marie-Luise Marjan im Mutter Ey Café zum Kaffeeklatsch zugunsten Unicef vor. Hier konnte sich vergangenen Freitag jeder Düsseldorfer selbst ein Bild vom Lindenstraßen-Star machen, der amüsant und offenherzig zugleich über die eigene dramatische Kindheit, den Aufstieg zur großen Schauspielerin und ihr ungewöhnliches Privatleben auspackte.

Marie-Luise Marjan über ihre Kindheit und ihr Privatleben

„Ich bin ein Mädchen des Ruhrgebietes und wurde 1940 in Essen mitten im Krieg geboren. Meine Mutter hat mich damals einfach im Krankenhaus gelassen und ist weggelaufen“,  fesselte diese gleich zu Beginn die Aufmerksamkeit der zahlreich erschienenen Gäste. Insgesamt vier Waisenhäuser hat sie durchlaufen, ehe sie zu liebevollen Pflegeeltern nach Hattingen kam, die sie später auch adoptierten. „Meine Eltern waren ziemlich alt. Als ich 16 Jahre alt war, kam ein Mädchen zu mir und sagte ‚Du hast gar keine richtige Eltern‘.“ So erfuhr sie zum ersten Mal, dass sie nicht die leibliche Tochter ihrer vermeintlichen Eltern war.

Heribert Klein, Mutter Beimar
Klein entlockte der Schauspielerin Dank seiner empathischen Fähigkeiten spannende Details aus ihrem Privatleben.

Kurze Zeit später lernte Marjan dann tatsächlich ihre „echte“ Mutter kennen. „Ich war total erstaunt darüber, wie attraktiv sie war.“  Doch zu einem intensiven Austausch kam es nicht, weil sie ständig das Gefühl begleitete „Verrat an die Adoptiveltern zu begehen“. Mit 27 Jahren besuchte sie diese sogar eine Woche in Kanada, aber „der Vorwurf ‚Du hast mich abgegeben‘ blieb immer im Raum.“

Während ihre erste Autobiografie die Erlebnisse mit der Mutter thematisiert, berichtet sie in der zweiten Biografie „Ganz unerwartet anders – Sie suchte Ihren Vater und fand eine Großfamilie“ vom Auffinden ihres Vaters.

„Wie lebst du eigentlich privat? Gibt es einen Mann an deiner Seite?“, sprach Klein mit viel Charme und Feingefühl ebenso intime Themen an. „Ich habe eine Verbindung zu einem wunderbaren Menschen. Wir sind seit 36 Jahren zusammen, er lebt in Hamburg und ich in Köln“, stellte Marjan klar und setzte scherzend hinzu: „Jetzt hast du mir alle Chancen einen jungen schönen Mann kennenzulernen genommen.“ Den Schritt in eine geregelte Ehe hat sie bis heute nicht gewagt. „Dafür habe ich zu hart an meiner Schauspielkarriere gearbeitet.“ 

Apropos Karriere. Wie wurde sie zur Mutter Beimar?

Alles begann 1959, als die damals 19-Jährige noch nicht wusste, wie sie die Hochschule für Musik und Theater in Hamburg bei Eduard Marx bezahlen sollte. „Ich sprach für eine Rolle beim Fernsehspiel vor, um Geld zu verdienen.“ Doch während des Vorsprechens rutschte ihr Pulli hoch und entblößte ihren Bauch. „Der Intendant sagte damals ‚das reicht, sie sind engagiert‘. Nackte Haut hat eben schon immer gezogen,“ erinnert sie sich gern zurück. Es folgten zahlreiche Engagements an Theatern und Bühnen in ganz Deutschland ehe sie ein Seminar von Lee Strasberg in Bochum besuchte und das sogenannte „Method Acting“ erlernte. Im Anschluss flog sie nach Hollywood, um mehr zu erfahren und erlebte „wie berühmte Schauspieler andere brühmte Schauspieler kritisierten“.

Merima Paunovic, Klaudija Paunovic, Andreas Paul Stieber
Mit der Mutter im Mutter Ey Café, um Mutter Beimar zu lauschen. Meine Mutter war ganz begeistert von dem Vortrag. Genauso wie Andreas Paul Stieber, Ratsherr und Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Soziales.

Mittels „Method Acting“ wagte sie den Umstieg von der Bühne zum Film, weil sich damit „die Schauspielkunst beliebig oft wiederholen lässt.“ Und genau das wird vor der Kamera gebraucht. „Teilweise muss ich eine Szene bis zu 50 Mal spielen, ehe sie im Kasten ist,“ weiß die gelernte Schauspielerin, die seit 1985 täglich in der Rolle der Helga Beimar zu sehen ist. Eine Figur, der sie spätestens im nächsten Jahr Adieu sagen muss, weil die Lindenstraße trotz zahlreicher Proteste und Demonstrationen eingestellt wird. „Ich verstehe das auch nicht. Das fragen Sie mal die Macher,“ ist Marjan sichtlich enttäuscht über das baldige Aus.

„Die Lindenstraße hat uns ein unglaubliches Forum geboten ebenso Zeitzeuge zu sein und sich politisch zu angagieren,“ schwärmt sie. Ob der erste Schwulenkuss, die erste Aidsübertragung per Blutkonserve oder Integrationsthemen – die Lindenstraße ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Und auch ihre Rolle hat sich im Lauf der letzten dreißig Jahre stark gewandelt. Aus der Glucke mit langen Röcken ist eine geschiedene selbstständige Frau mit Liebhabern geworden.

Wolfgang Rolshoven, Marie-Luise Marjan
Ganz gebannt lauschte Marie-Luise Marjan den Worten von Wolfgang Rolshoven als dieser vom Schicksal der Mutter Ey berichtete.

Für ihre brillante Darstellung als „Mutter der Nation“ wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. 1989 mit dem Bambi sowie 1998 mit dem Bundesverdienstkreus und 2010 mit dem großen Bundesverdienstkreuz. „Gerade als Frau verschafft man sich mit so einer Auszeichnung Respekt,“ ist sie stolz darauf.

Fast genauso lang wie ihr Fernsehdebüt als Soap-Legende währt ihr ehrenamtlicher Einsatz für Unicef. „Wenn man das Glück hat in einer erfolgreichen Serie mitzuspielen, kommen die Organisationen auf einen zu,“ erklärt sie, wie es 1990 zur Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen kam. „Bildung steht für mich an erster Stelle. Und genau das ist Unicef sehr wichtig!“ 

Alle Einnahmen, die während des faszinierenden Interviews durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen erwirtschaftet wurden, kommen Dank dem Sponsoring der Frankonia Eurobau AG 100% Unicef zugute. Zusätzlich ließ Thea Ungermann von der Brauerei Schumacher mit einer Spende von 1.300 Euro (aus dem Erlös der „Herzgläser“) Freude bei Klein und seinen Mitstreitern aufkommen.

Die nächste offizielle Veranstaltung zugunsten Unicef ist die große Gala am 30.11.19 in Neuss.

 

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Klaudija Paunovic

Hier schreibe ich mit Herzblut über alle Themen, die mich interessieren. Schon als Jugendliche schrieb ich für die Schülerzeitung. Es folgte die freie Mitarbeit bei Tageszeitungen wie Express und Rheinische Post. Und auch heute noch fröhne ich meiner Schreibleidenschaft auf diesem Blog. Wenn du mehr über mich erfahren möchtest, gibt es hier noch mehr Infos: »Mehr über mich«

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