Prinzenball 2020: Wo die royalen Jecken standesgemäß feiern
Wer glaubt, Karneval bestünde nur aus Menschen in peinlichen Kostümen, die einen Grund zum trinken brauchen, der sollte sich unbedingt zum Prinzenball nach Düsseldorf begeben. Erst am vergangenen Wochenende feierten die Jecken wieder ihr stilvollstes Karnevalsereignis: Die Damen in langen Abendkleidern, die Herren im Smoking oder prachtvollem Ordensornat, dazu die Atmosphäre des noblen Rheinlandsaals im Hilton-Hotel. Mehr Noblesse in der Narrenzeit geht nicht. Und wie es sich für einen echten Ball gehört, gab es jede Menge glücklicher Paare zu sehen, die gemeinsam über das Tanzparkett flanierten.
Nur Roger Klüh und Jessica Frühbrodt nicht: „Roger mag nicht gern tanzen.“ Aber der 54-jährige bewies ihr anders seine Liebe. Ein ganzes halbes Jahr verbrachte der Speedboatfahrer seiner Jessica zuliebe in New York, wo sie ein Auslandssemester für ihr Studium in Tourismus-, Hotel-und Eventmanagement absolvierte. „Sie hat das Semester mit 1.0 bestanden,“ ist er stolz auf seine fleißige Studentin, die nur noch ein Semester vor sich hat. Was danach ansteht? „Ich bin offen für alles!“ so die gebürtige Münchnerin. Na, wenn das nicht beste Aussichten für eine weiterhin gemeinsame Zukunft mit dem Düsseldorfer sind?!
Während Big Maggas den Saal mit deutschen Gassenhauern wie „Auf der Reeperbahn Nachts um halb eins“ zum Kochen brachte, wurde es OB Thomas Geisel ganz warm ums Herz.
„Genau dort habe ich meine Vera damals zum ersten Mal geküsst.“
Fast zwei Jahrzehnte Ehe, fünf Kinder und sechs Jahre Amtszeit als Oberbürgermeister haben am Zusammenhalt der beiden nichts ändern können. Und auch eine zweite Amtszeit sollte daran nichts ändern können…schon im September steht Geisel für eine Wiederwahl zur Verfügung und hält an seiner Verkehrswende mit Umweltspur fest. „Wir wollen weniger Autos, mehr Fahrräder, mehr Bus und Bahn – so tun wir was fürs Klima und tun auch was für die Lebensqualität der Stadt. Das Ein-Euro-Ticket-pro-Tag für die Nahverkehrsmittel ist eine Überlegung, genauso wie eine komplett kostenfreie Nutzung, die sich aus Steuern finanziert. Aber zunächst muss noch das Angebot verbessert werden, damit es auch wirklich jeder nutzen möchte.“
Ebenfalls vor Ort Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die erstmalig zur Oberbürgermeister-Wahl antritt. „Wir brauchen eine Verkehrswende mit und nicht gegen die Menschen. Die Umweltspur muss weg, man kann Menschen nicht ausschließen,“ so die FDP-Politikerin. Gleichzeitig setzt sie sich ebenfalls für ein optimiertes ÖPNV-Netz ein. „Wenn das Angebot stimmt, können wir auch über eine kostenfreie Nutzung nachdenken.“ Einen weiteren Themenschwerpunkt will sie auf Wohnraum für Familien legen. „Es gibt kaum noch bezahlbare Wohnungen in der Innenstadt. Wir müssen etwas tun, damit wir die Familien nicht verlieren.“
Axel Both und Jula Falkenburg haben die Wahl schon gewonnen, zumindest wenn es um das Amt des Karnevalsprinzen und seiner Venetia geht. „Damit ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen,“ schwärmen die Tollitäten von ihrem Glück. Ob das nicht auch sehr stressig sein kann? „Alles reiner Spaß,“ genießt Both seine Amtszeit, während Falkenburg den Stress umgeht, indem sie derzeit nicht arbeitet.
Weitere Highlights des Abends: Für musikalische Hochgenüsse sorgte neben der Live-Band Heavens Club der „The Voice“-Star Giovanni Costello.
„Früher habe ich oft mit Josef Klüh einen Absacker in der alten Tino´s Bar gemacht, wo Giovannis Karriere begann,“ erinnert sich Prinzenclub-Präsident Jobsi Driessen gern zurück. Noch bis spät in die Nacht konnten sich die Düsseldorfer Nobelnarren auf der Tanzfläche austoben.