„Ich würde mir sehr wünschen, dass es weitergeht. Und wenn irgendjemand heute Abend hier ist und zuviel Geld hat, sagen Sie gerne Bescheid. Wenn wir Sponsoren finden, kann es weitergehen“, sprach Birgit Alkenings (Bürgermeisterin der Stadt Hilden) in ihrer Rede aus, was viele bewegte.
Nach 37 Jahren Unicef Gala in Hilden sollte es in diesem Jahr die letzte Veranstaltung sein, zumindest unter der Federführung der Commerzbank. Aber auch, wenn offiziell neue Partner gesucht werden, will Heribert Bohnen von der Commerzbank (Niederlassungsleiter für Privatkunden) sein persönliches Engagement nicht einstellen: „Ich werde mich weiterhin privat im Hintergrund für Unicef einsetzen“.
Bei Heribert Klein, dem Initiator, Moderator und ehemaligen Pressesprecher der Commerzbank dürfte das auch weiterhin im sichtbaren Bereich der Fall sein. Denn aufgeben kommt für den agilen Rentner nicht in Frage. „Ich werde weiter machen, das habe ich Sir Peter Ustinov fest versprochen.“ Als Dank für sein jahrzehntelanges Engagement erhielt er eine Zeichnung seines verstorbenen Idols.
Doch Klein hatte selber auch zu danken. Und zwar jemanden, der ihm all die Jahre im Hintergrund den Rücken stärkte. Mit einem riesigen Blumenstrauß machte er seiner Frau Jutta eine öffentliche Liebeserklärung: „Ohne sie würde ich nicht hier stehen.“
Schon bald wollen die beiden zu einer Reise nach Rom aufbrechen, die sie von Freunden anlässlich des 70. Geburtstags von Klein diesen Sommer geschenkt bekommen haben. Passender hätte das nächste Präsent, das von Kleins jahrzehntelanger Unterstützerin Maria Isabell Serrano überreicht wurde, nicht sein können: Eine Generalaudienz beim Papst!
Nach kurzer Sprachlosigkeit erinnerte sich Klein an den Einsatz des Papstes für Unicef auf der 800 Jahresfeier der Dominikaner zurück: „Papst Franziskus persönlich hat zwei Holzherzen signiert, die ich aber nicht zur Versteigerung frei gab, sondern in einer kleinen Kirche in Filzmoos aufhängen ließ, um daran zu erinnern, dass man auch mit einem einfachen Holzherz eine Millionen Euro einsammeln kann.“
Hildegard Müller vom Unicef-Vorstand freute sich sehr über die Spendenbereitschaft der Hildener: „Der heutige Abend ist Kindern in Afrika gewidmet. Ein jeder von Ihnen trägt mit seiner Spende dazu bei die furchtbaren Lebensumstände zu verbessern.“ Allein von der Keramikscheune aus Ratingen erhielt sie einen Scheck in Höhe von knapp 51.000 Euro. Hinzu kamen diverse andere Großspenden u.a. der Stadt Filzmoos, wo Klein den „ungeliebten Seniorenweg“ in einen Unicef Herzeweg offiziell umgewandelt hatte.
Unter den Gästen mischte sich auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann mit ihrem Mann Horst. Was sie zur vermeintlich letzten Gala in Hilden zu sagen hat? „Das ist natürlich schade. Man muss aber Verständnis haben, dass jemand, der das 37 Jahre gesponsort hat, auch mal sagt, dass das jemand anders machen soll.“
Im Anschluss erwartete die achthundert Gäste ein knapp vierstündiges musikalisches Spitzenprogramm aus den Bereichen Klassik, Musical, Soul und Pop.
Künstler aus aller Welt sangen für Unicef in Hilden
Den pompösen Start machte der Bundesfanfarenkorps Neuss-Furth 1952 unter der musikalischen Leitung von Timo Neumann.
Begeisterte sowohl mit Gittare als auch wundervoller Stimme mit gerade mal 15 Jahren – Luca Kuglmeier. „Wenn ich ihn höre, habe ich das Gefühl Andreas Gabalier steht vor mir,“ so Klein über den „The Voice Kids“-Finalist.
Die dreizehnjährige Marie-Sophie Keßler überzeugte als Arielle mit dem Disney-Hit „In ihrer Welt“. Das aus Dorsten stammende Mädchen hatte auch selbst fleißig Spendengelder eingesammelt, indem es Steine aus dem Rhein bemalt und verkauft hat.
Für die perfekte Begleitung am Flügel sorgte der Musicaldirektor am Grand-Musical Theatre in Paris John Florencio.
Leni Zieglmeier aus England trug gekonnt „Cry me a rive“ von Ella Fitz Gerald vor.
Nicht nur auf der Bühne legt Chelsea Fontanel eine perfekte Show ab, sondern auch auf dem Tennisplatz. Die 13-jährige Schweizerin ist Meisterin im Tennis U16 und sogar schon mal gegeb Roger Federer gespielt.
Ein starker Auftritt der vier „The Voice Kids“-Finalisten mit Leonard Cohens Hit „Halleluja“.
Eine Frau der ersten Stunde: Joan Orleans war extra aus der USA angereist, um auch zur vermeintlich letzten Gala anwesend zu sein. Und obwohl sie sich tags zuvor noch zwei gebrochene Rippen beim Ausrutschen auf einer Treppe zugezogen hatte, gab sie perfekt „Black Angel“ wieder.
Die Hauptdarstellerin von Miss Saigon und Glöckner von Notre Dame Stephanie Reese punktete mit „Don´t cry for me Argentina“, das sie gekonnt dem Publikum präsentierte.
Was für eine Stimme! Die Amerikanerin Cristina Gatti brillierte mit dem Welthit „Fly me to the moon“.
Die Musical-Hauptdarstellerin aus West Side Story und Les Miserables Candice Parise aus Frankreich brachte das Publikum zum träumen „I dreamed a dream“.
Über 700 Mal sang Dennis A. Legree die Titelpartie in Starlight Express, nun bekam er zusätzlich Verstärkung durch die drei Grazien Christina Gatti, Stephanie Reese und Candice Paris beim Vortragen des Hits „Bridge over troubled water“. Im Anschluss folgte ein Medley an Edith Piaf.
Gemeinsam mit der Willy Ketzer Band gaben die beiden Bodyguard-Hauptdarstellerinnen Jessica Mears (li) und Aisata Blackmann im Duett „That’s what friends are for“ von Dionne Warwick sowie die beiden Whitney Houston-Klassiker „I will always love you“ und „One moment in time“ wieder.
Zum ersten aber sicher nicht zum letzten Mal in Europa. Gospel-Star Jaqueal Wright verwöhnte die Ohren mit ihrer prächtigen Version von „The greatest Love of all“.
Eric Reed singt ganze 4,5 Oktaven! Mit seiner Weltklasse-Stimme gab er „You are so beautiful“ zum Besten wieder.
„What a wonderful world“ sang der afrikanische Trompeter Terrence Ngassa wie das Original. Unterstützung erhielt er von den Saxophonisten Tilo Baron und Sir Waldo Weathers, der 15 Jahre in der legendären James Brown Band gespielt hat.
Ministry of Song-Chef David A. Tobin brachte den Saal mit Barry Whites „You are the first, my last, my everything“ zum Tanzen.
Nicht nur ich hielt es nicht mehr auf dem Sitzplatz aus. Endlich wurde mal getanzt 😉
Deborah Woodson bewies wieder einmal, dass sie zu recht „Queen of Soul“ genannt wird. Sie brachte „Simply the best“ genauso gut rüber wie Tina Turner persönlich.
Den Klassikteil eröffnete Xiang Xu vom chinesischen National Operah House.
Mezzosopranistin Bonita Hyman und Sopranistin Morenike Fadayomi sangen das berühmte Norma-Duett.
Wenn er nicht gerade um die Welt mit seinem LKW fährt, singt er „Ein Lied geht um die Welt“. Der singende Trucker Winnie Biermann ist ein echtes Naturtalent.
Sprang spontan für Elena Sancho Pereg ein: die preisgekrönte Sopranistin aus Schwedin Ylva Stenberg.
Mit Ricardo Tamura verbindet Klein eine langjährige Freundschaft. Der brasilianische Startenor brachte das Publikum zum Schwärmen mit „Nessun dorma“.
Zum Finale traten alle Künstler gemeinsam auf die Bühne und verabschiedeten sich mit „We are the world“.
Den musikalischen Abend der Spitzenklasse durfte ich gemeinsam mit Ekaterina Moré genießen 😉